Als ich mit einer Freundin am Chiemsee entlangschlenderte, tief in ein Gespräch versunken, bückte diese sich urplötzlich, um eine schneeweiße Feder aufzuheben. „Sieh mal, eine Schwanenfeder! Wie schön! Oh, da sind noch mehr!“, ratzfatz hielt sie triumphierend die nächste Feder hoch, während ich, zögerlich von einem Fuß auf den anderen tretend, daneben stand. `Federn sind schmutzig und voller Milben´, mahnte die Stimme meines Opas tief in meinem Kopf.
„Komm, sammle auch welche“, rief meine Freundin mir aufmunternd zu: „Wenn Federn erscheinen, sind die Engel nah*. Federn bringen Glück, und die vom Schwan gleich noch mehr!“ Und schon dozierte sie enthusiastisch über die schutzgebende und heilende Wirkung von Schwanenfedern. „Aber“, unterbrach ich sie, „aber die haben doch bestimmt Milben!“
„Na sicher haben die Milben“, lachte meine Freundin, „darum wasche ich sie daheim in warmem Seifenwasser.“
Ach so, so einfach war das. Damit konnte ich leben. Schon warf ich meinen uralten Glaubenssatz, dass man Federn besser nicht aufhebt, weil sie schmutzig und voller Milben sind, über Bord und genoss einen perfekten Schwanen-Nachmittag: Ich sammelte ein paar ganz besonders schöne Exemplare, schenkte den Worten meiner Freundin über ihre glückbringende Kraft Glauben und beschloss mich von ihnen führen zu lassen. Schließlich setzten wir uns mit unserer Beute an den Strand, ließen den feinen Kies durch die Zehen rieseln, lauschten den Wellen und kramten mit vereinten Kräften unser Wissen über die großen weißen Vögel in der nordischen Mythologie hervor: wo zwei Schwäne, die als die Urahnen aller Schwäne gelten, tief unter einer Wurzel der Weltenesche Yggdrasil leben. Am Urd-Brunnen, der Schicksalsquelle, in einem Wasser so heilig, dass alles, was damit in Berührung kommt, weiß wird.
Nach dieser schicksalhaften Begegnung dauerte es wirklich nur noch wenige Tage, bis das Glück bei mir vorbeischaute. Glaube kann Berge versetzen und negative Glaubenssätze machen vorhandene Berge gleich noch ein Stückchen höher. Wie oft in meinem Leben habe ich meinem Glück wohl selbst im Weg gestanden? Statt die Magie zu sehen, die mich überall umgibt, bleibe ich viel zu oft verhaftet in Denkmustern von anno dunnemals.
Klarer Fall von Annahmeverweigerung würde Bärbel Mohr, die Wunschexpertin, mein Verhalten bezeichnen: „Das Universum wirft dir ein Geschenk in Form von Federn direkt vor die Füße, um dein Leben mit Glitzer, Glanz und Glück aufzupeppen. Und was machst du? Du machst gekonnt einen großen Bogen drum herum.“
Im Ruhrgebiet der 60er Jahre, in denen ich aufgewachsen bin, war alles schmutzig, nicht nur Federn. Mehr als einmal wurde ich geschimpft, weil das Handtuch nach einer allzu flüchtigen Wäsche meiner Hände wieder einmal kohlrabenschwarz war. Aber die 60er Jahre sind lange vorbei und wenn ich wieder einmal Federn sehe, werde ich es mit Pippi Langstrumpf halten, die zu sagen pflegte: „Vielleicht sollten wir manchmal einfach das tun, was uns glücklich macht!“
Ja, das tun, was uns glücklich macht, das sollten wir alle viel öfter! Es ist SES 12, das JA! sagt zu der größeren Perspektive des Lebens und uns dabei hilft, die Kontrolle fallenzulassen und uns ganz dem Universum hinzugeben, um so – zumindest zeitweise – ganz entspannt auf der Welle des Lebens zu surfen. Bis uns der nächste Glaubenssatz im Weg steht. Du kannst SES 12 harmonisieren indem du mit der rechten Hand SES 12 in der Mitte des Halses hältst und mit der anderen Hand das Steißbein.
*Für das Bild habe ich mich für den englischen Spruch entschieden, weil der sich so schön reimt.
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